Rücktritt aus dem Grossen Rat
Per 14. März 2024 habe ich mit untenstehendem Schreiben meinen Rücktritt aus dem Grossen Rat des Kantons Bern erklärt. Meine Zeit als Parlamentarierin und Fraktionspräsidentin war erlebnisreich und ungemein wertvoll. Sie wird mich nicht einfach loslassen. Aber lest selbst.
Rücktritt aus dem Grossen Rat
Sehr geehrter Grossratspräsident, geschätzter Francesco
Hiermit erkläre ich meinen Rücktritt aus dem Grossen Rat per 14. März 2024.
Ich tue dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Meine Wahl in den Grossen Rat im 2018 war eine grosse Überraschung für mich und nach dem ersten «Herrjeh, und was mache ich jetzt?!», war mir klar, dass ich diese Chance packe, um so viel wie möglich in die Richtung zu bewegen, wie es mir wichtig schien. Frei nach dem Motto von Ghandi: Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.
In der Folge engagierte ich mich als Grossrätin in verschiedenen ehrenamtlichen Nebenämtern, stellte mich im Rat in den Dienst der Fraktion, übernahm Kommissionssitze wo notwendig und wurde glaub im 2019 bereits Fraktionsvizepräsidentin und dann im Jahr 2021 Fraktionspräsidentin. Ich tat dies alles gern, mit grossem Elan und habe in dieser Zeit unglaublich viel gelernt. Nicht nur in Bezug auf das politische Handwerk und unseren Kanton, sondern auch über verschiedene Haltungen und Meinungen. Ich stellte fest, dass es in der Politik nie oder selten eine einfache Lösung gibt und dass ich die Argumente der Gegenparteien fast immer nachvollziehen kann.
So schätzte ich den Austausch mit den anderen Grossratsmitgliedern immer sehr. Nebst dem sehr befriedigenden Gefühl, mit meiner politischen Arbeit einen Beitrag zu unserem «Erfolgsmodell Kanton Bern» beizutragen, waren die vielen Austausche mit Menschen jeglicher Couleur etwas vom Wertvollsten, was mit dem Grossratsamt einhergeht. Diese beiden Dinge werden mir nach meinem Rücktritt fehlen und machten mir meinen Entscheid nicht leicht.
Demgegenüber steht der Wunsch, mich mehr auf meine berufliche Karriere zu konzentrieren und meinem Privatleben mehr Raum einzuräumen, als es dies in den letzten Jahren möglich war. Ich werde im Juli mit meiner Masterthesis beginnen und im Sommer 25 den Abschluss als Organisationsentwicklerin - nach 5 Jahren berufsbegleitender Ausbildung - hoffentlich in der Tasche haben. Gleichzeitig möchte ich auch mehr Zeit mit meiner wachsenden und alternden Familie sowie meinen Herzensmenschen verbringen. Ich freue mich darauf, mal wieder Ferien zu planen, ohne an Vorstands-, Fraktions-, Bürositzungen oder der Session vorbeizuzirkeln. Ich freue mich darauf, in meinem Job mehr Verantwortung und grössere Projekte übernehmen zu können. Ich freue mich darauf, das zu lesen was mich gerade interessiert und nicht, was an den nächsten Sitzungen gerade traktandiert ist 😊😊😊.
Ich bedanke mich von ganzem Herzen bei meiner wunderbaren Fraktion, mit der das Politisieren immer eine Freude war und die meine Arbeit im Fraktionspräsidium stets gewertschätzt und mich in schwierigen Momenten unterstützt hat. Ebenso bedanke ich mich bei allen politischen Weggefährt*innen quer durch alle Parteien, die mit mir an Veränderungen gearbeitet haben, die wir uns für diese Welt – oder zumindest unseren Kanton – wünschten. Ohne all diese Menschen hätte ich nichts bewegt. Wir alle wissen: Politik ist kein Einzelwettkampf. Es braucht oft viele und auch Vieles im Hintergrund. Und dies bringt mich zu den Parlamentsdiensten und der Rathausverwaltung. Auch diesen Teams danke ich herzlich für die vielen kleinen und grösseren Hilfestellungen, auf die ich immer zählen durfte.
Mit meinem Rücktritt aus dem Grossen Rat gebe ich nicht ganz alle meine Ämter ab. Es gibt immer noch Veränderungen in dieser Welt, die ich mir wünsche und wofür ich mich einsetzen will. Aber mein Engagement als Kantonspolitikerin endet mit dem heutigen Tag – vorerst. Wer weiss, was die Zukunft bringt. Ich wünsche mir, dass sie vor allem Schönes und Gutes für uns alle bringt.
Häbets guet u bis es angers Mau am ne angere Ort!
Herzlichst
Barbara Stucki